10.4.25, L6: Runde 2 - Einführung BLINDZEICHNEN




Kurzfassung:

- Zusammenfassung der Runde 1 (Emotion. MACHEN)

- Einführung in das Zeichnen mit der rechten Hirnhälfte, das sog. "Gleiten" vom analytischen zum wahrnehmenden Sehen. Das SEHEN sehen lernen.


Aufgabe(n):

- Wer mag, übt das "Gleiten" der beiden Gehirn-Modi mit den gezeigten Übungen  und den kopfüber Stück für Stück kopierten Vorlagen, möglichst oft, am Besten täglich wenige Minuten.

- Konturen seismografisch protokollieren lernen durch "Reisen" in die unmittelbare Umgebung


HINWEIS:

Eine ausführliche Beschreibung des BLINDZEICHNENS / KONTURZEICHNENS findet ihr jetzt in der Navigation unter "TEXTE - BÜCHER - LINKS" oder gleich hier: https://vhs25menschenzeichnen1.blogspot.com/2025/04/texte-buchauszuge-links.html


Bis hierher Pflicht ;-).......(danach Kür für diejenigen, die es noch genauer wissen wollen)
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1 INTRO


2 STAND DER DINGE


















Ein paar Worte zum Üben: 

- Lieber regelmäßig und nicht zu lange, 

- lieber Sudelheft statt Skizzenbuch! 

- Lieber spielen statt Überanstrengung!


Aber bitte zeichnen - denn das Zeichnen lernt man nur durch zeichnen...



3 BLINDZEICHNEN - oder: DAS SEHEN SEHEN

Runde 1: OUTPUT

In Runde 1 (EMOTION) ging es um das unbeschwerte  MACHEN / PRODUZIEREN mit Hilfe einiger einfacher Elemente wie die Gerade, Gebogene, Unregelmäßige in unterschiedlicher Verteilung auf dem Blatt.


Mehr oder weniger aus dem, was man gerade kann, hat, ist und will und vor allem aus einer Erfahrung von Aktivität.
Zeichnen ist auf der rein produzierenden Seite eine mal mehr mal weniger spürbare AKTIVITÄT, die aus dem Motorischen stammt, von der EMOTION getragen wird, die Kräfte konzentriert, bündelt und aktiv auf das Blatt, die Wand oder welchen Träger auch immer bringt.

Wie ihr erfahren habt, braucht es dafür erst einmal nicht großartige Skills, sondern mehr Mut, Lust, Fantasie und Freude am Tun.


Runde 2: INPUT

Die Runde 2 (WAHRNEHMUNG) wechselt den "Spielplatz".
Wir erfahren in dieser ersten Stunde der Runde 2, wie es zu der spezifischen Haltung eines zeichnenden Menschen kommen kann, sich bewußt dem AUSSEHEN eines Gegenstands, der Besonderheit der Erscheinungen, den oft überbordenden Eindrücken der Welt auszusetzen.


Im gewissen Sinn ist das tatsächlich zunächst ein bewusst und vorsätzlich gewählter  PASSIVER (rezeptiver, perzeptiver*, empfangender) Vorgang. Sich Zeit nehmen und immer "erst mal in aller Ruhe schauen!".
Aber auch nur scheinbar passiv ! - denn es ist unumgänglich, dass euch die Eindrücke berühren und wieder zum MACHEN/TUN/ZEICHNEN bringen.

*) Was versteht man unter Perzeption?
[engl. perception; lat. percipere erfassen, wahrnehmen],  das Bemerken, die Auffassung, das Wahrnehmen (Wahrnehmung); auch das Eintreten einer Vorstellung ins Bewusstsein.

FAZIT: Es geht beim sog. BLINDZEICHNEN also um den unzensierten INPUT, ohne den es den OUTPUT der ersten Runde gar nicht geben kann!


WICHTIG: Ich beobachte, dass man gerade als Neueinsteiger immer viel zu schnell zum MACHEN will, die Zeichnerei aber lebt vom SCHAUEN, BEOBACHTEN, WIRKEN LASSEN! Das braucht eine bestimmte eher aufnehmende,  kontemplative Haltung! Die gilt es zu pflegen.


 KONTEMPLATION =  dem Sehen beim Sehen bewußt zuschauen lernen!

Ihr werdet erleben, dass die euch bekannten Linien unter der Führung der Augen plötzlich eine andere Eigenheit entwickeln, die sich nur schwerlich mit den einfachen, basalen Linienarten beschreiben lassen. 

Die unregelmäßige Linie hat hier ihr "Heimspiel" - aber dafür braucht ihr ein geübtes und bereites, waches AUGE, ZEIT und GEDULD.

Was wir üben werden!


Das sog. Gleiten vom L- zum R-Modus

Heute ist mein einziges Ziel, euch diese besondere mentale Haltung verständlich zu machen und euch mit Hilfe einiger sehr einfacher Übungen zu zeigen, welcher besondere MODUS des Gehirns die BEOBACHTUNG oder WAHRNEHMUNG ist!


Übungen zum L- und R-Modus





ÜBUNG 1a "Profil" (DEMO)



ÜBUNG 1b "Erweiterte Symmetrie" (DEMO)


Schlampige Stellvertreterzeichnung, die ich durch die im Unterricht entstehenden Arbeiten ersetze...




BLINDZEICHNEN = GENAUHINSCHAUZEICHNEN!


WICHTIG: Das sog. BLINDZEICHNEN bedeutet, blind zu sein für Ergebnis während ihr zeichnet, aber sehr wach und nicht blind für den Gegenstand, das Objekt, das ihr betrachtet.

Unbedingt vorab klar machen, dass die Ergebnisse zu Beginn meistens ästhetisch durchfallen (weil nicht "schön" und höchstens wacklig, aber echt), weil man es tatsächlich üben muss und kann, seiner unkontrollierten Geste und Zeichenspur zu vertrauen und den BLICK OHNE KONTROLLE der "Kunstpolizei" zuzulassen!

Der besondere Modus der "ganzheitlichen" BEOBACHTUNG - Rechte und Linke Hirnhälfte








Übung 2 "Kopf"  (Picasso)


A4 Blatt Hochformat, spitzer Bleistift
oben anfangen und nachzeichnen, was Schritt für Schritt enthüllt wird...

wenn fertig, bitte fotografieren und in Whatsapp posten!













FAZIT: (Ihr formuliert, was ihr erlebt, gedacht, gefühlt habt)


Aufgaben:

Die folgenden Übungen bieten sich auch alle als Hausaufgaben an. Bitte druckt euch die Vorlagen auf A4 aus und legt die Zeichnungen bewußt verkehrt herum hin (Kopf nach unten). Ihr trickst damit wie erklärt euer ordnendes und "identifizierendes" Gehirn aus, das so aber für einen Moment sieht, was da ist und nicht, was ihr erkannt und benannt habt (was erstaunlicherweise die Beobachtung gerne sofort so überschreibt, dass man aufhört, zu sehen und sofort zum Wissen wechselt - was oft der wunde Punkt der Zeichnerei ist!)


Deckt bitte die Vorlage mit einem Blatt ab und zeichnet dann nach und nach, was ihr freigebt (1-3 cm Schritte, je nach Lust, Laune oder Geduld)


Übung 3 "Stravinsky" (Picasso) 




Übung 4  "Pferd"  



Übung 5  "Figur" ( Schiele (kein Befehl...!) 




Übung 6 "Kopf des Saturn" Hans Baldung Grien, 1516" 

Diese Übung ist etwas anders, vielleicht etwas schwerer, aber auch lustiger: Legt euch die ausgedruckte Vorlage so hin, dass ihr das Zeichenblatt nicht sieht (um den Kontrollzwang zu bekämpfen, kann man sich entweder eine der üblichen "Spickbarrieren" bauen aus Taschen etc oder das Zeichenblatt unter ein leichtes Tuch legen und unter dem Tuch dann zeichnen - trickst euch jedenfalls bitte nicht aus!
Je BLINDER für das Ergebnis ihr zeichnet, desto lehrreicher - und desto lustiger das Ergebnis!

Alle Monster sind nicht nur zulässig, sondern geradezu erwünscht! Gerne mehrmals und auch nur in Teilen zeichnen!

Bitte unbedingt posten! Auch wenn ihr meint, das sei nix...



Übung 7 "Hand- und Fingerstudien"

Nachdem ihr jetzt ein Gefühl dafür entwickelt habt, wie voraussetzungsloses Sehen geht und eine Verbindung zwischen Augen und Zeichenhand hergestellt habt, machen wir unsere erste Übung nach der Natur. Eure linke Hand in allen nur denkbaren Posen ist das geduldige und willige Modell!

Auch hier, so BLIND für das Ergebnis wie möglich. Es geht darum, 

langsamst, 

geduldigst und 

aufmerksamst 

jede Kleinigkeit zu SEHEN und die Zeichenhand wie einen SEISMOGRAPHEN eurer AUGENREISE zu verstehen!

Wendet euch vom Zeichenblatt ab und zeichnet etliche Studien von eurer linken Hand oder einzelne Finger, auch nur Fragmente! Es geht um die Beobachtung und die Übung der kontemplativen Wahrnehmung!




Literaturhinweis:

Betty Edwards, Das neue Garantiert Zeichnen lernen, Workbook:



TIPS zu den nötigen ROUTINEN bzw VORBEREITUNGEN:

Bevor wir systematischer und immer tiefer an das sog. BLINDZEICHNEN gehen, brauchen wir einige vorbereitende Übungen, die euch zur Routine werden sollten:


Bevor ich die Routinen erläutere, mache ich mit Procreate einmal ganz deutlich, was 

Aussenkontur

und

Innen- oder Binnenkontur unterscheidet und wie man sie zB an der Hand oder Kopf beobachtet



WARMUPS oft/ am Besten täglich: Um den besonderen Modus, das "Umschalten" von Erkennen/Benennen zum begrifflosen Wahrnehmen (das sog. Gleiten) zu trainieren und zu unterstützen:

- Zeichnet die kopfüber hingelegten und abgedeckt Stück für Stück kopierten Zeichnungen (Stravinsky, Schiele, Picasso etc)  bitte als WARMUP öfter (Jeden Tag ein anderes zB, oder sucht euch gut geeignete Vorlagen anderer Zeichner).
Ich poste zusätzlich von Zeit zu Zeit, was mir begegnet.

- Zeichnet oft (täglich) Aussenkonturen eurer linken Hand in allen möglichen Posen so langsam, wie es eure Geduld zulässt, wählt Einzelheiten, 1 Finger nur, oder wie die Gelenke beschaffen sind

- Zeichnet Binnenkonturen der linken Hand: Die Spuren der Linien der Handfläche in verschiedenen Haltungen

- Verbindet Aussen- und Innenkonturen, indem ihr euch "Reisewege" gedachter Flohtours ausdenkt. Macht euch dabei die besonderen  "Landschaften" eurer linken Hand aus Wölbungen und Tälern klar.






Erweiterte spielerische Aufgaben für Tage, an denen euch kein Zeichenthema einfällt:

- "KONTUREN-REISE" durch ein Zimmer eurer Wohnung:
Es geht nicht darum, einen sinnvollen Zusammenhang herzustellen, bei dem man das Zimmer oder die einzelnen Gegenstände darin erkennt, sondern darum, die Einzelheiten in einem Zimmer bewußt zu sehen und mit den uns bereits bekannten Konturzeichen-Methoden zu erfassen!
Alles darf kunterbunt kreuz und quer in- und übereinander gezeichnet sein - ihr protokolliert ungerührt wie ein Seismograph, was euch vor Augen kommt!

KONTURREISE: 2,3 Blickwege kreuz und quer über meinen Schreibtisch.
Die Schattierungen sind nachträglich mit grauem Filzschreiber eingefügt und nicht nötig - aber manchmal auch schön..


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