8.5.25, L7 Runde 2, Blindzeichnen - Praxis zur Zeichenroutine beim Zeichnen von Menschen - "Blindzeichnung" und "Gestische Zeichnung"

Aus B.Edwards, Garantiert Zeichnen lernen



Kurzfassung:

- Vollblindzeichnen mit dem Tastsinn

- Blindzeichnen und Modifiziertes Blindzeichnen (nach Betty Edwards). Erfahrung des Wechsels der Modi der Wahrnehmung ((sog. L- und R-Modus des Gehirns)

- Übungen dazu: "Saturn", HB Grien 1516 / Die linke Hand: Kontur, Innen und Kombination, vollblind für das Resultat, halbblind mit 1,2 Kontrollblicken / Selbstportrait

- Modifiziertes Blindzeichnen der Hand und des eigenen Kopfes: Wechseln von L-und R-Modus (Gleiten, Wechseln, "Pendeln")

- Anfänge des Menschen- oder Modellzeichnens: Das "Gestische Zeichnen" in 1-Minuten-Zeichnungen von Posen.


Bis hierher bitte unbedingt zur Kenntnis nehmen. Alles Weitere für diejenigen, die es genauer wissen wollen.
In GRÜN, was zu tun und zu üben vorgeschlagen wird.

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Einsendungen:

Angela:









Jutta:















Stefan:

Kalligrafischer Exkurs








BLINDZEICHNEN

(Der Textauszug aus Betty Edwards, Garantiert Zeichnen lernen ist für alles Weitere wichtig.
Bitte lesen + praktisch anwenden!
https://vhs25menschenzeichnen1.blogspot.com/2025/04/texte-buchauszuge-links.html)

Ich baue darauf auf, dass ihr durch die ersten Übungen im Blindzeichnen gespürt und erfahren habt, was sich für euch dahinter verbirgt. 

Oder es erst garnicht versucht? Aber warum??

Entweder hat der/die eine oder andere bereits die wunderbar entlastende, ja geradezu erholsame "Abschaltung" der Kontrolle und das Gleiten in den reinen Schaumodus erlebt?

Oder ihr habt vielleicht deutlich Widerstände und ungemütliche Erfahrungen gemacht und euch dann erschöpft lieber wieder auf eure übliche Zeichenweisen verlassen? 


Beides gilt es wahrzunehmen und zu verstehen! Es handelt sich dabei um Konflikte, die mit den Modi der Informationsverarbeitung des Gehirns verbunden sind (L- und R-Modus)

Ich weiss, das ist auf Anhieb nicht einfach. Man wehrt sich stark gegen den drohenden Kontrollverlust und fürchtet die Blamage, wenn einer (oder man selbst...) die am Anfang oft unförmigen Krakeleien meint unbedingt beurteilen zu müssen....

Wir werden aber trotzdem die unerhörte Stärke der Methode im Laufe der Zeit hoffentlich schätzen lernen! 

Und das Blindzeichnen vielleicht sogar als jederzeit einzuschaltende "Wellness des Schauens" lieben lernen, wo es keinen Leistungsdruck und Könnenmüssen gibt, sondern nur Wahr-Nehmen...aber NEHMEN muss man auch lernen und können wollen...


FAZIT:

Im Grunde ist der oben erlebte und beschriebene Konflikt die Erfahrung, die euch einen gravierenden Unterschied in euch selbst zu spüren gibt, der den Übergang oder PARADIGMENWECHSEL vom gewohnten zum künstlerischen Wahrnehmungsmodus am Besten zu verstehen hilft:
Ein paradoxes Wahr-NEHMEN in einem konzentrierten Lassen vor dem Tun! Und auch das muss erst allmählich "sacken"!

UND: Ihr werdet zumindest zu Beginn herausgefordert, euch selbst gegenüber wirklich fehlertolerant zu werden bzw. "Fehler" beim Zeichnen allmählich mit anderen Augen zu sehen!


Völliges "Blindzeichnen" und "Modifiziertes Blindzeichnen"

Blindzeichnen ist Zeichnen ohne Kontrolle des Resultats!

Dabei geht es darum, Bekanntschaft damit zu machen, dass man sich den Augen, der Wahrnehmung überlassen lernt und das Zeicheninstrument den Beobachtungen folgen zu lassen übt. Das braucht Zeit und häufige Wiederholung.


Ihr zeichnet also zunächst möglichst "blind", d.h. ihr zeichnet zuerst völlig ohne Blick für das Resultat!

Übung 1: Völlig blind zeichnen - tasten und übertragen, was man ertastet hat. Erfühlt die Umrisse, Kanten, Flächen und Texturen, indem ihr mit einem Finger der linken Hand das Objekt ertastet und die Empfindungen direkt mit dem Zeichenstift "übersetzt" => SYNCHRONISATION (DEMO)

Einzelheiten wahrnehmen und direkt notieren!
(Schlafmaske. A4 Papier, Sammlung Objekte)



Übung 2: HB Griens Saturn - völlig abgewandte Kopie
( A4 Papier fixiert, Kopie, Barrieren)

Versucht einmal das Zeichnen wie Reisen zu verstehen:

Stellt euch vor, ihr macht eine Reise durch den Gegenstand eurer Beobachtung und zeichnet mit verschiedenen Zeiterfahrungen / Geschwindigkeiten / Aufmerksamkeiten: 

- Geht ihr zu Fuß und seht jedes Detail der Strecke, wird eure Erinnerung sehr voll mit charakteristischen Erfahrungen der Strecke sein. Ihr erfahrt intensiv einen Ort und eine Station, aber nur sehr vage den Zusammenhang der Stationen.
Nachteil: Ihr könnt euch verirren (was dem einen Abenteuer, dem anderen Angst).
Diese Erfahrung entspricht dem reinen Blindzeichnen, das jede Einzelheit sieht, aber keinen Zusammenhang!

- Mit dem Rad verbinden sich schon etwas flüchtiger und summarisch aufgenommene Details zu einer Strecke! Orte und Stationen werden zu einer charakteristischen Strecke von A nach B verbunden, größere topografische Details bekommen Kontur, man ahnt und erinnert Berg und Tal und deren Abfolge.
Vorteil: Einzelne Beobachtungen erhalten einen Zusammenhang.
Nachteil: Die charakteristischen Einzelheiten werden flüchtiger.
Diese Erfahrung entspricht dem Modifizierten Blindzeichnen, bei dem noch genügend spezifische Wahrnehmungen in einen Zusammenhang der Form gebracht werden!

- Mit dem Auto von A über B nach C, D und letztlich Z verlieren sich fast sämtliche Erfahrungen von Einzelheiten, grob summarisch geht es mal flach, mal mit Steigung voran, die Orte sind lose zu einer vagen Kontur verbunden, die Verbindungen abstrakt und direkt. Die Namen der Orte bezeichnen keine Erfahrungen, sondern allgemeine Informationen ohne spezifischen Inhalt. Letztlich verschwindet die Landschaft mit dem Ziel. Die Anatomie der Strecke bleibt vielleicht in Erinnerung, aber letztlich nur in abstrakter Form.
Vorteil: Schnelle Orientierung, zielbewußt.
Nachteil: Der Gegenstand verschwindet im Allgemeinen. Keine persönliche Erfahrung des Gegenstands.
Diese Erfahrung entspricht dem L-Modus des Gehirns, die Wiedergabe dieser Reiseerfahrung ist symbolischer, allgemeiner und letztlich belangloser Art - zumindest unter künstlerischen Gesichtspunkten.


Übung 3 a, b und c:   Zeichnen der eigenen (freien) Hand (Kontur. Innenspuren. Beides)
( A4 Papier fixiert, spitzer Stift. Abgewandt!)

Hier geht es nicht darum, eine perfekte Zeichnung der kompletten Hand zu fertigen, sondern darum, sich sehr viel Zeit mit der genauen Betrachtung eines sehr komplizierten Gegenstands zu lassen, für die Wahrnehmung kleiner Einzelheiten und davon separate, unverbundene Protokolle zu machen. Also sozusagen Reisen zu Fuß in die Landschaft der Hand...


Praxis (nach B. Edwards):

Man sollte sich vom Zeichenblatt abwenden, möglichst nur auf die in bequemer Pose verharrenden Hand schauen, die Augen zunächst nur auf einer Stelle der Aussenkontur ruhen lassen und erst dann mit langsamem Zeichnen des Gesehenen fortfahren, wenn man sich sicher ist, dass die Bleistiftspitze eins geworden ist mit dem Punkt, auf den das Auge schaut.

Das braucht lange und viel Übung. Aber genau hier ist der Kern der ganzen Zeichnerei dieser Einheit.

Bitte übt diese Erfahrung so oft es geht auch zu Hause. Es genügen einige Minuten, bis ihr sie eines Tages immer besser beherrschen und zu spüren gelernt habt, wann diese Synchronisation einsetzt. Es ist eine fantastische Erfahrung, wenn man quasi selbst zum Bleistift wird...
Zeichnet auf diese Weise "Augenreisen" durch alles, was vor Augen liegt...



Zeichnet langsam und bedächtig jede Einzelheit, jede Falte, jedes Härchen, jede Biegung. Setzt auch ruhig da und dort ab und beginnt irgendwo wieder mit der gleichen Prozedur. Addiert diese Ansätze neben- und übereinander, der Formzusammenhang spielt jetzt erst einmal keine Rolle.

 
Es entstehen womöglich monströse Gebilde - das ist erst einmal so unumgänglich und daher so gewollt.




Unsere reine visuelle Beobachtung kennt keine Dimension, keine Zeit und keinen Raum! 

Das sind Elemente, auf die wir uns in Einheit 3. konzentrieren werden und dabei die hilfreichen Stärken des L-Modus bewußt zu nutzen lernen!

Es geht in diesen Übungen jetzt also nicht um die formal korrekte Zeichnung - sondern es entsteht mit der Zeit und Übung nebenbei - und mit eigener Poesie!, die oft wenig mit "Hand" im herkömmlichen Sinn zu tun hat -, eine Art von Zeichnung, die etwas vom wirklichen Leben gelernt hat.



Übung 4, Modifiziertes Blindzeichnen:
( A4 Papier fixiert, spitzer Stift. zwar nicht abgewandt, aber nur gelegentlich kontrolliert Anschlüsse und Zusammenhang herstellen)

Dann werdet ihr euch mit dem sog. "Modifizierten Blindzeichnen"  nach und nach dazu bringen, immer weniger auf das Zeichenblatt zu sehen, sondern ganz beim Modell, dem Anblick zu verweilen und eure Zeichenspur eher wie eine Art "Seismogramm" geschehen zu lassen. 

Auch das braucht Zeit, das Hin-und Her oder Pendeln von Beobachtung und Kontrolle sinnvoll anzuwenden.





Dieses langsam Abgeschaute wird euer "visuelles Vokabular" für die Sprache der Zeichnung, da euer fantastisches Gehirn diese Elemente sammelt und eurer Linie nach und nach aus dem "Reservoir der Erfahrungen" hinzufügt. Nur so lernt man wirklich hinzuschauen und eure Linie mit lebendiger Erfahrung "aufzuladen". Und darum geht es.

Wenn ihr diese Übungen etliche Male gemacht habt, ein ganzes Blatt voller Fragmente der Beobachtungen an eurer Hand (und anderen Dingen, schlichtweg aller Dinge), werdet ihr immer deutlicher wissen, wie eine lebendige Hand oder jedes andere Ding wirklich aussieht und zu zeichnen ist.

So kann man das mit allen Dingen der Welt üben. Zeichnet bitte so auch die vorgeblich "hässlichen", alltäglichen, banalen und trivialen Dinge um euch herum - ihr werden feststellen, dass selbst z.B. eine blöde Steckdose, eine Jacke über der Stuhllehne, ein Blumenstrauß usw  mysteriös werden können (was sie genau genommen auch wirklich sind, auch wenn man sich an die alltägliche Erscheinung der Dinge gewöhnt haben mag... was aber gerade einem Künstler nicht passieren sollte!)

Zeichnet immer langsam, mit Bedacht. Bleibt zunächst bei der reinen Linie, "kritzelt oder skizziert" nicht, sondern setzt die Linie selbstbewusst und bestimmt als beginnende und endende Linie.


Übung 5, Modifiziertes Blindzeichnen des eigenen Kopfes:

- Umriss und Binnenkonturen blind übertragen

( A4 Papier fixiert, spitzer Stift. Modifiziertes Blindzeichnen)

DEMO "Selbst in 4 Zügen zu Fuß..."



FAZIT - WICHTIG !

Was nicht zu unterschätzen ist: 

Eure Gewohnheiten sind mächtig, eure üblicherweise ein Leben lang eingeübten und dominant genutzten Hirnregionen  behaupten steif und fest, dass sie alles längst kennen, längst genau wissen und vor allem wissen, wie es eigentlich geht oder auszusehen hat. Das ist der sog. L-Modus wie er leibt und lebt!

(Um im o.g. Bild des Zeichnens als Reisen zu bleiben: Der L-Modus kennt den Weg von Stuttgart über Frankfurt nach Berlin - aber nicht einen einzigen Baum auf der Strecke und letztlich nichts davon, ausser den Bezeichnungen!)

Das Zeichnen gehört aber leider wirklich gar nicht zu den Kernkompetenzen des L-Modus!

Stattdessen werdet ihr von ihm zu all den beobachtungsbefreiten Wiederholungen oberflächlich gelernter Symbole für eure flüchtigen Beobachtungen verleitet. 

Der Weg da heraus ist spürbar ungemütlich und mit großer Unsicherheit gepflastert! Was leider gerne vermieden wird. Aber er lohnt sich - und wenn wenigstens für ein paar Stunden Urlaub von euren dominanten Hirnarealen dabei herausspringt, ist alleine diese Erfahrung die Mühe Wert!


Das Ziel, die Belohnung dieser erst einmal ungemütlichen Erfahrung ist eine mehr oder weniger geglückte "SYNCHRONISATION" von Auge und Hand.

Je mehr ihr euch auf das Blindzeichnen einlassen könnt, desto deutlicher wird diese Verknüpfung hergestellt! Desto substantieller werden die Formerfahrungen, desto lebendiger und wahrer eure Zeichnungen!


Alles, was wir bisher im sog. BLINDZEICHNEN gelernt haben, versuchen wir nun allmählich praktisch beim Zeichnen von Menschen anzuwenden.
Das Blindzeichnen (das mit der Zeit durch Übung zu einem immer sichereren GENAUHINSCHAUEN wird!) nutzt die neue Fertigkeit des Protokollierens dessen, was man gerade sieht, indem man sich darauf verlassen lernt, dass die Zeichenhand ohne Aufsicht überträgt, worauf man gerade seine Aufmerksamkeit richtet. Wir zeichnen dabei nur, was wir gerade sehen, nicht, was wir auswendig gelernt haben.

Das üben wir mit unterschiedlich langen Modellsitzungen in 1 Minuten, 5 Minuten und max. 10 Minuten Sequenzen, die unterschiedliche Anforderungen an den Zeichnenden stellen.


Anfänge des Modellzeichnens

Warmups 

Die neuen (noch vorzustellenden) Warmups bzw Lockerungsübungen begleiten ab jetzt die Übungen zum Blindzeichnen auf einer parallelen Ebene.

Gestische 1-Minuten-Posen:
(Gestisches Zeichnen demonstrieren und nachvollziehen lassen: Was ist eine Geste? Wie geht dieses fixe Zeichnen als Einstimmung und wie erfolgt dann der Wechsel in die Blindzeichnung? DEMO und ÜBUNG)

In dieser ersten Annäherung geht es darum, ein Modell, das jeweils für eine Minute stillsteht/sitzt/liegt und "posiert", auf einfachste Weise relativ schnell zu zeichnen.

Auf dieser ersten Stufe spielt es gar keine Rolle, wie ihr das macht. Es kann so schlecht wie möglich geschehen. Ich möchte geradezu, dass ihr zuerst so schlecht wie möglich zeichnet.


Es geht also erst einmal nur darum, dass man

- überhaupt einmal hinzuschauen trainiert,

- dass ihr erlebt, was 1 konzentrierte Minute bedeutet und ein Gefühl für die Zeichenzeit entwickelt,

- dass ihr einfache Unterschiede sehen lernt: Ist das Modell aufrecht, gebeugt, sitzend, liegend, gespannt, schlaff usw.

Klingt nicht nur banal, ist es auch. Aber entscheidend wird nun, dass ihr den Kern dieser Beobachtungen eurer Zeichenhand mitzuteilen lernt. (Und das ist ein nebenbei entstehender Gewinn aus dem Blindzeichnen, das die Verbindung von Augen und Hand trainiert!)

Auf dieser ersten Stufe geht es immer noch nicht um schöne Zeichnungen von den Modellen (ob Menschen oder den Dingen), sondern egal wie angespannt und nervös man das auch machen wird, es geht darum, ein irgendwie geartetes Bündel oder Knäuel von Linien analog zu euren Beobachtung auf das Blatt zu bringen - unwichtig, ob man eine menschliche Gestalt darin erkennt oder nicht - das kommt noch! Das verspreche ich euch.


Praktisch und konkret:

- Stellt oder setzt euch so vor einen großen Spiegel, dass man den ganzen Körper oder wenigstens große Teile des Körpers sieht. Oder noch besser, bittet Bekannte, Freunde oder Partner Modell für euch zu sitzen, in alltäglichen Haltungen und ohne Übertreibungen (bitte keine theatralischen "Posen").

- Stellt den Timer eures iPhones, eine Eieruhr oder eine Sanduhr auf 1 Minute. Haltet euch bewußt an das Zeitlimit.

- Erfasst mit dem euch bekannten "Blinzeln" (squint) die gesamte Pose und zeichnet zunächst flott und summarisch, was ihr seht, indem ihr euch in der bereits trainierten Weise im Wesentlichen an der Kontur orientiert.
In den ersten 5-10 Sekunden sollt ihr versuchen, mit ein, höchstens zwei durchgehenden Linien alle Körperteile einer Figur zu erfassen:










Die "Schönheit" der Zeichnung ist uns dabei erst einmal zweitrangig. Es geht darum, mit einiger Sicherheit zu erfassen, was genau die Haltung, die Bewegung, die Handlung des gegenüber ist - was das Modell "macht"
(und ja, auch Sitzen drückt sich unterschiedlich aktiv aus..)










Und dass ihr seht, dass ihr mit der Methode in sehr guter Gesellschaft seid, hier eine gestische Zeichnung eines nicht ganz so schlechten Zeichners namens Rembrandt:




Der eigentliche Lerninhalt, der unter der Hand damit entwickelt wird, ist eine Art von innerer Nachvollzug oder  Mitgefühl/Empathie, die sich mit der Beobachtung entwickelt.

Eine Zeichnung hat nur dann Belang, Wirklichkeit und Qualität, wenn sie durch die Realität eurer Wahrnehmung gegangen ist. Man kann eine sitzende Figur nur dann erkenn- und nachfühlbar zeichnen, wenn der Strich glaubhaft versichert, dass euch selbst und in euch selbst das abgebildete Phänomen (zB "Sitzen" oder "Liegen" oder "Kauern" usw)  bekannt ist.

("Ideomotorisches Zeichnen" möchte ich das nennen, solange ich keinen besseren Begriff kenne. Das bedeutet, dass sich quasi automatisch ein durch die Beobachtung ausgelöstes Gefühl für das Gegenüber auf die zeichnende Hand überträgt und die Linie mitgestaltet)

Wir werden in dieser Einheit die Warmups oder Lockerungsübungen mit ca. 15-20 1-Minuten-Posen beginnen. Ich werde allerdings jedesmal eine neue Herangehensweise vorschlagen.

Zunächst werden diese Posen im "Freistilzeichnen" angefertigt, d.h. aus dem Bauch heraus wie es gerade kommt...


Textauszug aus einem amerikanischen Lehrbuch dazu (Kimon Nicolaides, The Natural Way to Draw):

"Gestenzeichnung kann auf zwei Ebenen existieren - Aktionszeichnung und Gestenzeichnung. Beide beinhalten das Prinzip der Bewegung

Beim Aktionszeichnen geht es jedoch um die physische Bewegung; beim Gestenzeichnen hingegen geht es nicht nur um die physische Bewegung, sondern auch um ein tieferes Konzept der wesentlichen Identität. 

Kimon Nicolaides erklärt in seinem Buch The Natural Way to Draw dieses Konzept der Geste außerordentlich gut. 

Erstens: Aktionszeichnen: Diese Übung funktioniert am besten mit Figuren oder Tieren. Sie versuchen im Wesentlichen, die Handlung, die die Figur ausführt, zu erfassen. Auch bei dieser Übung kommt es nicht auf eine Ähnlichkeit oder korrekte Proportionen an, und die Übung soll auch nicht zu einer fertigen Zeichnung führen. Es handelt sich um eine Übung, bei der Sie lernen sollen, die Handlung, die die Figur ausführt, mit ihrem Körper zu identifizieren. Einzelne Körperteile sind hier nicht wichtig - nur die Kurve oder die Richtung der Hauptbewegung des Körpers. 

Sie halten nicht fest, wie die Figur oder das Objekt aussieht, sondern was sie tut.

Tatsächlich betrachten Sie die Figur als eine Form im Raum, nicht als Person oder Tier. Sie suchen nach dem, was die Form selbst tut. Versuchen Sie, die Linie der Bewegung, die Fülle der Kurven zu fühlen."

Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)


Ergebnisse vom 8.5.25:

















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